Künstliche Intelligenz in Deutschland: Neue Rollen, Gehälter und Herausforderungen
Mit einer rasenden Geschwindigkeit revolutioniert Künstliche Intelligenz (KI) unseren Alltag und Arbeitsleben. Diese Innovation weckt nicht nur das Interesse von IT-Spezialisten, sondern beeinflusst auch zunehmend strategische Entscheidungen in Unternehmen. Laut einem aktuellen Bericht des Weltwirtschaftsforums (WEF) beabsichtigen 75 Prozent der befragten Unternehmen weltweit, in den nächsten fünf Jahren KI-Technologien einzusetzen. Branchen wie IT und Automobilindustrie sind Vorreiter mit einer Einsatzrate von über 80 Prozent.
Trotz der weit verbreiteten Befürchtung, dass KI Arbeitsplätze obsolet machen könnte, sehen Experten auch signifikante Chancen in dieser Entwicklung. KI kann zwar bestimmte Aufgaben überflüssig machen, gleichzeitig entstehen jedoch viele neue Berufsfelder. KI-Systeme können riesige Datenmengen verarbeiten, doch Menschen sind nach wie vor unerlässlich, um Daten aufzubereiten, Systeme zu implementieren und die Resultate zu bewerten.
Neue KI-Rollen und Gehälter im Fokus
Künstliche Intelligenz durchzieht demnächst immer stärker angestammte Berufsbilder und -tätigkeiten. Zudem entstehen auch neue Jobs, die durch eine hohe KI-Kompetenz in unterschiedlichen Disziplinen gekennzeichnet sind.
Wir haben mit dem Handelsblatt dazu gesprochen, welche KI-Jobs neu entstehen, welche Qualifikationen es in der Anwendung dazu braucht und welche Verdienstmöglichkeiten sie bieten.
1. Prompt-Writer:
Der Prompt-Writer hat eine Schlüsselrolle im KI-Bereich. Er formuliert präzise Anweisungen, welche die KI-Systeme interpretieren und ausführen. Je genauer diese Anweisungen sind, desto besser sind die Ergebnisse. Amerikanische KI-Start-ups zahlen bereits bis zu 335.000 Dollar, was etwa 305.000 Euro entspricht, für einen hochqualifizierten Prompt-Writer. Diese Entwicklung zeichnet sich auch in Deutschland ab, wo die Nachfrage nach solchen Experten kontinuierlich wächst.
2. KI-Berater:
KI-Berater sind wichtige Partner für Unternehmen, die planen, KI zu implementieren und optimal zu nutzen. Sie müssen über technisches Wissen verfügen, aber auch Geschäftsprozesse und Strategien tiefgründig verstehen. Entsprechend hoch sind ihre Gehälter: Ein Senior Manager mit KI-Spezialisierung kann in einem großen Unternehmen bis zu 180.000 Euro pro Jahr verdienen. Auf Partnerebene beginnen die Gehälter sogar bei 350.000 Euro.
3. Legal-Tech-Spezialisten:
Diese Juristen widmen sich den rechtlichen Fragen rund um den Einsatz von KI. Themen wie Haftung bei Fehlentscheidungen von KI, Datenschutzkonformität und Urheberrecht stehen im Zentrum ihrer Arbeit. Legal-Tech-Spezialisten können Gehälter zwischen 80.000 und 150.000 Euro erzielen.
4. KI-Ethiker und Cybersecurity-Spezialisten:
KI-Ethiker entwickeln Leitlinien für den ethisch korrekten Einsatz von KI, während Cybersecurity-Spezialisten für die Sicherheit von KI-Systemen sorgen. Hier variieren die Gehälter stark, aber für Cybersecurity-Experten wird das durchschnittliche Gehalt auf etwa 75.000 Euro geschätzt.
5. KI-Entwickler und Datenspezialisten:
Diese Fachleute programmieren neue Algorithmen, sammeln und verwalten Daten, überwachen KI-Systeme und sorgen für Lösungen bei Problemen. Sie müssen über umfangreiche Kenntnisse in maschinellem Lernen und neuronalen Netzwerken verfügen und ein ausgeprägtes mathematisches Verständnis mitbringen. KI-Ingenieure, die für das Design, den Aufbau und die Wartung von KI-Systemen verantwortlich sind, können Gehälter zwischen 140.000 und 180.000 Euro erzielen.
Quelle: Handelsblatt (2023)
Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt
Trotz der aufregenden neuen Rollen und attraktiven Gehälter, gibt es in Deutschland einen erheblichen Fachkräftemangel. Dieser könnte durch die rückläufige demographische Entwicklung weiter verschärft werden. Es ist daher von zentraler Bedeutung, dass Deutschland in Bildung und Weiterbildung investiert, um den Bedarf an KI-Experten zu decken und weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben. Zudem muss es Strategien entwickeln, um ausländische Fachkräfte anzulocken und ihnen ein attraktives Arbeitsumfeld zu bieten.
Fazit
Der Einfluss der Künstlichen Intelligenz (KI) auf den Arbeitsmarkt ist sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance für Deutschland. Um diese Chance zu nutzen und die Herausforderungen zu bewältigen, müssen wir in die Ausbildung von Fachkräften investieren, attraktive Bedingungen für ausländische Experten schaffen und gleichzeitig den ethischen und sicheren Einsatz von KI gewährleisten. Nur so kann Deutschland seine Position als einer der führenden Standorte für KI in der Welt sichern und ausbauen.
Wenn Deutschland jedoch eine Spitzenposition in dieser nächsten industriellen Revolution einnehmen will, benötigt es sowohl eine breite Anwendung der Technologie in der Wirtschaft als auch professionelle, heimische KI-Angebote. Dabei ist es wichtig zu betonen, dass KI eine sich schnell entwickelnde Technologie ist. Dies erfordert von den Unternehmen eine hohe Agilität, um mit der Geschwindigkeit der Entwicklungen Schritt halten zu können.
Ein Schlüsselaspekt, der dabei nicht übersehen werden darf, ist die unerlässliche Rolle der Forschungseinrichtungen und Universitäten. Sie sind oft die ersten, die neue Technologien und Verfahren entwickeln, bevor diese in der Industrie zum Einsatz kommen. Dank ihrer umfangreichen Ressourcen und hochqualifizierten Experten können sie Grundlagen- und Methodenforschung betreiben, die für Unternehmen oftmals nicht rentabel oder zu riskant wäre.
Aus diesem Grund sind Unternehmen auf den Transfer von KI-Wissen aus der Forschung angewiesen. Dieser Forschungstransfer ermöglicht es der Wirtschaft und der Gesellschaft, Zugang zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen zu erhalten. Ein erfolgreicher Transfer von Innovationen in die Praxis trägt maßgeblich dazu bei, die Wettbewerbsfähigkeit eines Standortes zu sichern und eine Gesellschaft zukunftsfähig aufzustellen. Durch den Einsatz von wissenschaftlichen Innovationen können Unternehmen ihre Produktivität steigern, was zu Wachstum und der Schaffung neuer Arbeitsplätze führt.
Die KI revolutioniert also nicht nur die Art und Weise, wie wir arbeiten, sondern sie bietet auch die Möglichkeit, die Wirtschaft zu stärken, das Wachstum zu fördern und neue, zukunftsorientierte Arbeitsplätze zu schaffen. Die Aufgabe für Deutschland liegt jetzt darin, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen, um diese Technologie erfolgreich zu implementieren und zu nutzen.
MARC DAVID ROMPF
Spezialisiert auf die Besetzung von Top-Managementfunktionen in Business & Professional Services Unternehmen. Als Co-Founder der dla verantwortet er die Bereiche Assessment und Succession.